HOCHSTRASSE 17 – NEUBAU EINES WOHNGEBÄUDES

SCHLIESSUNG DER BAULÜCKE
Durch die gleichzeitige Sanierung des Gebäudes Solgerstraße 13 mit dem Neubau des Eckgebäudes Hochstraße 17 ergibt sich die Möglichkeit, den Blockrand an der Kreuzung der Hochstraße und Solgerstraße vollständig zu schließen. Dazu wird die Trauf- und Firstkante des Siedlungswerkgebäudes (Hochstraße 15) aufgenommen und um die Ecke über die Zufahrt zum Hinterhof der Solgerstraße 13 geführt. Ein zweigeschossiger Durchgang zur Erschließung des Bestandsgebäudes bleibt frei.

INTERNE ORGANISATION
Da die Solgerstraße von der Hochstraße aus entlang des Grundstücks um 79 cm ansteigt und aufgrund der beengten Situation in der spitzen Blockrandecke eine Tiefgarage nicht Möglich wäre, wird das Erdgeschoß lediglich mit einer zweigeschossigen Eingangshalle und Kfz-Stellplätzen in Form von Doppelparkern belegt. Es wird ein Sockel ausgebildet, der auch formal die darüber liegenden Geschosse trägt.

Eine Treppe führt von der Eingangshalle hinauf zum zentralen Treppenhaus, von wo aus auch der Zugang zum gemeinsamen Garten möglich ist. Der Fahrstuhl kann sowohl von der Eingangshalle als auch vom Treppenraum in den Wohngeschossen begangen werden. Das ganze Gebäude ist barrierefrei zugänglich.

Aufgrund der geschickten Platzierung des Treppenhauses und der tragenden Lochfassaden sind nur wenige tragende Strukturen im Rauminneren nötig. Die Grundrisse sind fexibel auf die jeweiligen Nutzerwünsche anpassbar. So können z.B. Räume der einen oder anderen Wohnung zugeschlagen werden. Es sind Wohnungsgrößen von 33,7 m² bis zu 131,58 m² auf einem oder 136,88 m² auf zwei Geschossen umsetzbar.

Die Orientierung der Wohnbereiche erfolgt weitgehend nach Süden, bzw. im Westfügel durchgesteckt nach Süd-Osten und Westen. Auf den Hofseiten sind sehr gut belichtete Südbalkone angeordnet, in den Maisonettegeschossen bilden Einschnitte in den Dachraum Terrassen. Individualräume und dienende Räume wie z.B. Bäder sind nach Westen bzw. bei den Wohnungen im Ostfügel nach Nord- Osten ausgerichtet.

Die Wohnungen im Nord-Westen haben außerdem über einen Glaserker einen weiten Blick die Solgerstraße entlang in Richtung Deutschherrenwiese.

KONSTRUKTION
Das Gebäude wird, um die fexible Einteilung der Geschosse zu ermöglichen in Stahlbetonmassivbauweise erstellt. Die Fassaden sowie die Treppenhauswände tragen die Deckenlasten. Eine weitere tragende Wand im Westfügel und eine im Ostfügel begrenzen die Deckenspannweiten auf ein wirtschaftliches Maß. Hoch wärmegedämmte Fassaden und die große Wärmespeichermasse des Stahlbetons gewährleisten ein gutes Raumklima und halten die Energieaufwendungen in der Nutzung niedrig.

MATERIALIEN
In der Näheren Umgebung fndet man viele sehr hochwertige Gebäude aus dem Jugendstil und dem Art-Deco. Die Fassaden sind sehr fein detailliert, teilweise sogar die einzelnen Sandsteine von Hand mit Rillen verziert. Die handwerkliche Präzision und die damit hohe Wertigkeit der Gebäude widerzuspiegeln ist auch das Ziel beim Neubau des Gebäudes Hochstraße 17.

Der Sockelbereich wird mit Cor-Ten-Stahlplatten verkleidet. Dieses Material bildet eine sehr feste Rostschicht auf seiner Oberfäche aus, die es vor weiterer Korrosion schützt. Die rötliche Färbung harmoniert exzellent mit Sandstein in seinen unterschiedlichen, wolkigen Färbungen. Diese Platten werden mit abstrahierten Ornamentmotiven aus der Umgebung perforiert. Der Kontrast aus einem industriellen Werkstoff – präzise mit dem Laser geschnitten – und den weichen foralen Ornamenten des Jugendstils, dazu die im Laufe patinierende Oberfäche mit der Aufforderung, sie zu berühren, bilden das Bindeglied zwischen Neubau und Bestehendem Kontext.

Darüber nähert sich feinkörniger Putz in einem warmen und zurückhaltenden Farbton an die Sandsteinfassaden der Umgebung an. Eine feine rillenartige Strukturierung des Putzes ist denkbar. Das Dach schließt möglichst ohne Dachüberstand an die Fassade an. Die Dachrinne ist verdeckt ausgebildet. Die entstehende scharf abgebildete Gebäudekubatur abstrahiert die Gebäude des Kontextes und übersetzt ihre Architektursprache in die heutige Zeit. Regelmäßige Öffnungen mit raumhohen stehenden Formaten unterstützen diesen Ansatz. Die aufgelösten Brüstungen sind aus mit den im Sockel verwendeten Motiven bedrucktem Glas bzw. aus gelochten Cor-Ten-Stahlplatten. Sie bieten einerseits Sichtschutz, lassen jedoch über die volle Öffnungshöhe Licht in den Innenraum hineinströmen. Die Stahlplatten dienen außerdem dort als Blende, wo eine raumhohe Verglasung nicht möglich ist und ermöglichen so ruhige städtische Fassaden ohne unterschiedliche oder verspringende Fensterformate.

Daten und Fakten:
Bauherr: Glöckner Architekten GmbH
Verfahren: Direktauftrag
Planung bzw. Ausführung: 2009
Bruttofläche: 265 qm